Eisbach (München)

Kurzinfo

Geeignet für: Wellenreiter

Revier: Welle

Windrichtung: egal 😉

Im Winter powdern die meisten Snowboarder im Schnee und im Sommer leben die Boardcracks ihre Liebe zum Brett auf dem Wasser, oder der Strasse aus. Aber was tun, wenn man keinen Spot zum Boarden in unmittelbarer Nähe hat, also keine Berge, Seen oder das Meer? Klar, das schränkt auf die Strasse mit dem Skateboard ein. Stimmt nicht ganz, Riversurfing heisst die (riskante) Lösung.

Heisse Jungs auf stylischen Surfbrettern, in der Sonne grillen hübsche Mädels ihre gazellen-artigen Bodies auf der Wiese, während sie den „Riversurfern“ auf der Isar in München zuschauen. Das ist Lifestyle pur. Ein absolutes Urlaubs-Feeling kommt auf, fast wie am Meer, nur dass der Sand unter den Füssen fehlt.

Das ist der Spot im Englischen Garten neben dem Haus der Kunst. Auf der Brücke tummelt sich eine Menschentraube, alle gucken nach unten. Man kann sich kaum vorboxen, um etwas von dem Spektakel mit zu bekommen. Macht da jemand Brücken-Jumping? Aber aus drei Metern Höhe, wohl kaum. Hier geht es eher um einen reissenden Fluss mit einer stehenden Welle, die von Super-Pros bezwungen wird. Beginners haben hier keine überlebenschance, der Eisbach an der Isar ist nur was für echte Cracks, die die Wellen beherrschen und nicht auf ihren langersehnten Surfurlaub an einem Spot am Meer warten können. Eine so genannte „Riversession“ ist nämlich nicht ganz ungefährlich, im Gegenteil, hat man noch keine Erfahrung im Wellenreiten, kann das Riversurfen zu einer fatalen Angelegenheit werden. So, guys don´t do it without knowhow!

Sich das Ganze „nur“ anzuschauen ist nämlich auch nicht ohne. Im Gegenteil, der Adrenalinspiegel der Zuschauer ist meistens höher als der der „eiskalten Isarteufel“. Die haben ein dickes (Neopren-) Fell und können einiges ertragen. Der Eisbach ist, wie der Name schon sagt, eiskalt. Zumindest in den Wintermonaten und selbst da sind die Fluss-Rocker auf ihren Bügelbrettern nicht aufzuhalten. Im Sommer sind sie, besonders an den Wochenenden, die absoluten Superhelden. Sieht ja auch unwahrscheinlich cool aus, wenn die Jungs am Rande des reissenden Stromes auf ihren Turn warten, sich dann ganz locker in die Fluten stürzen und ihre Moves zur Schau stellen. An dieser Stelle sei bemerkt, dass es auch weibliche Flussrider gibt, die auch nicht ohne sind.

Dass das Riversurfen seinen Ursprung im Wellenreiten hat, haben wir bereits geklärt, und dass das Wellenreiten aus Hawaii in alle Richtungen exportiert wurde, ist wohl auch allgemein bekannt. Aber wie kam der extreme Wassersport in eine Stadt wie München?

Weisser Sandstrand, soweit das Auge reicht, Palmen, die im Wind wehen und das kristallklare Meerwasser des Pazifiks. Hawaii, wie man es sich in seinen Träumen vorstellt und aus dem Fernsehen kennt. Hier haben Surf-Legenden wie Robby Naish und Flash Austin ihren Ursprung. Doch wie kam der Sport von der Aloha-Insel nach Deutschland oder auch Österreich und in die Schweiz?

Ganz einfach. In den 60er Jahren schwappte der Surf-Boom auch auf andere Strände unseres Erdballs über. Er wanderte über Kalifornien, Sydney, weiter nach Kapstadt bis nach Biarritz. Auch die Deutschen, die Schweizer und die Österreicher fanden Gefallen an dem Sport. Braungebrannt und voller Elan nach einem Surf-Camp grübelten sie darüber nach, wie man diesen genialen Wassersport mit dem unwiderstehlichen Südseeflair in die eigene Homebase importieren könnte. Eine schwierige Situation, da in den meisten Fällen kein Meer in unmittelbarer Nähe war, und die Seen auch unter orkanartigen Umständen keine surfbare Welle hervorbrachten. Also mussten sie auf die umliegenden Flüsse, Bäche und Kanäle, also das Süsswasser ausweichen. So wie z. B in München. Vor ca. 30 Jahren entdeckten Oldschool-Rider der heutigen Zeit in Thalkirchen (Bayern) an der Isar eine Welle, erst Anfang der 80er Jahre wurden sie mit dem Eisbach mitten in München wiederholt fündig.

Ab Mitte der 90er wurde das Riversurfen immer populärer, die Wellen von immer mehr Cracks belagert, und es kam zu heftigen Unfällen. Aufgrund dessen hat die Stadt München den Extremsport verboten. Da die Boarder-Szene allerdings nach dem Motto „No Risk, no Fun“ lebt, fand dieses Verbot kaum Beachtung. Es kam zu Polizeieinsätzen und Isar-Razzien, sogar mitten in der Nacht.

Heute wird das Flusssurfen von den Behörden geduldet und hat sich so vor allem in München, dem Spitzenkandidat unter den deutschen „Outdoorsport“-Städten, etabliert. Weitere Hot-Spots in Deutschland findet ihr in Lippe bei Dorsten/NRW und an der Lenne bei Hohenlimburg. Selbst eine künstliche Welle gibt es bereits und zwar im Erlebnisbad Alpamare in Bad Tölz bei München. Ride on guys!

Autor

Nadja Wagner (zoon.com)

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